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Social Leasing: Wie ein neues Modell das klimafreundliche Autofahren revolutionieren könnte

Die Verkehrswende gilt als zentrales Element auf dem Weg zu mehr Klimaschutz. Doch während Elektroautos in der Theorie eine umweltfreundliche Alternative darstellen, ist der Zugang zur E-Mobilität noch immer ein Privileg für Gutverdienende.

Gerade einkommensschwächere Haushalte, oft im ländlichen Raum und stark auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen, bleiben außen vor. Ein innovatives Konzept namens „Social Leasing“ könnte das ändern. Es verspricht nicht nur sozialen Ausgleich, sondern auch einen massiven Schub für den Klimaschutz – wenn es politisch und finanziell konsequent umgesetzt wird.

Was ist Social Leasing?

Social Leasing ist ein staatlich subventioniertes Leasingmodell, das Elektroautos gezielt für Haushalte mit geringem bis mittlerem Einkommen erschwinglich machen soll. Dabei übernimmt der Staat einen Großteil der Leasingkosten, wodurch Monatsraten ab etwa 50 bis 100 Euro möglich werden. Die Nutzer:innen müssen das Fahrzeug nicht kaufen, sondern zahlen eine geringe monatliche Gebühr über einen vereinbarten Zeitraum, meist 3 bis 4 Jahre.

Ziel ist es, gleich drei Herausforderungen zu begegnen: Die E-Mobilität soll demokratisiert, soziale Teilhabe gestärkt und der CO₂-Ausstoß im Verkehrssektor reduziert werden. Das Konzept richtet sich besonders an Pendler:innen mit niedrigem Einkommen, für die E-Autos bislang kaum erreichbar waren.

Frankreich als Vorreiter

Frankreich hat im Januar 2024 als erstes europäisches Land ein nationales Social-Leasing-Programm eingeführt. Die Idee stammt von Präsident Emmanuel Macron, der mit der Maßnahme sowohl die Kaufkraft stärken als auch die Klimaziele erreichen will. Das Leasing wurde dort zu einem symbolischen Preis von nur 54 Euro pro Monat angeboten – etwa so viel wie ein Handytarif.

Die Kriterien für die Teilnahme waren klar definiert: ein zu versteuerndes Jahreseinkommen unter 15.400 Euro und ein täglicher Arbeitsweg von mindestens 15 Kilometern. Innerhalb kürzester Zeit war das Programm so beliebt, dass es nach nur wenigen Wochen wegen Überzeichnung gestoppt werden musste. Mehr als 50.000 Bewerbungen gingen ein, obwohl zunächst nur 25.000 Fahrzeuge gefördert werden sollten.

Die Fahrzeuge kamen größtenteils von europäischen Herstellern wie Renault oder Peugeot. Ziel war es nicht nur, sozial Schwächeren Zugang zu verschaffen, sondern gleichzeitig europäische Produktion und Arbeitsplätze zu sichern. Eine Neuauflage des Programms ist für September 2025 geplant – mit nochmals erhöhter Reichweite.

Das Potenzial für Deutschland

Auch in Deutschland mehren sich die Stimmen, die eine Einführung von Social Leasing fordern. Eine Studie der Umweltorganisation Transport & Environment zeigt: In Deutschland könnten durch ein vergleichbares Modell bis zum Jahr 2032 rund 800.000 zusätzliche E-Autos auf die Straße gebracht werden – insbesondere in einkommensschwächeren Haushalten.

Laut Studie wären rund 40 Prozent der Haushalte mit niedrigem Einkommen in der Lage, ein E-Auto zu nutzen, wenn es über ein Social-Leasing-Modell zur Verfügung stünde. Besonders Menschen im ländlichen Raum, die oft lange Pendelstrecken haben und auf ein Auto angewiesen sind, würden profitieren. Der Weg zur Arbeit wird für viele nicht nur günstiger, sondern auch emissionsärmer.

Finanzieren ließe sich ein solches Programm unter anderem über den EU-Klimasozialfonds, der ab 2026 auch für Mobilitätsprojekte nutzbar sein soll. Deutschland hätte damit ein Werkzeug in der Hand, um gleich mehrere Ziele der Verkehrswende zu erreichen.

Politische Diskussionen in Deutschland

Die Debatte um ein Social-Leasing-Modell hat inzwischen auch die Bundespolitik erreicht. Vor allem die SPD spricht sich für eine gestaffelte Förderung aus, die sich an Einkommen und Bedarf orientiert. Die Idee: Wer wenig verdient, zahlt deutlich weniger – wer mehr verdient, bekommt weniger oder gar keine Förderung.

In Nordrhein-Westfalen fordert die SPD-Landtagsfraktion eine entsprechende Landesinitiative. Auch die Grünen sehen in Social Leasing eine Möglichkeit, soziale und ökologische Ziele zu vereinen.

Eine alternative Variante schlägt das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) vor: Das sogenannte „Volksleasing“ soll auch für besonders sparsame Verbrenner gelten – eine Maßnahme, die von vielen Klimaexperten kritisch gesehen wird. Dennoch zeigt sich daran: Die Idee eines günstigen, staatlich unterstützten Auto-Leasings ist parteiübergreifend angekommen.

Herausforderungen und Kritik

Trotz der positiven Perspektiven bleibt das Modell nicht ohne Herausforderungen. Zunächst stellt sich die Frage der Finanzierung: Um Social Leasing bundesweit einzuführen, wären Milliardenbeträge nötig – Geld, das in Zeiten knapper Haushalte schwer zu mobilisieren ist. Zudem müsste die Förderung langfristig angelegt sein, damit sie Vertrauen bei Verbraucher:innen schafft.

Ein weiteres Problem ist die Ladeinfrastruktur. Besonders in ländlichen Regionen fehlen oft öffentliche Ladesäulen oder die Möglichkeit, zu Hause zu laden. Damit Social Leasing wirklich greift, müsste parallel ein massiver Ausbau der Ladeinfrastruktur erfolgen.

Kritik gibt es auch an möglichen Marktverzerrungen: Wenn nur bestimmte Hersteller – etwa europäische – für das Programm zugelassen werden, könnte dies den Wettbewerb verzerren. Andererseits argumentieren Befürworter, dass genau das notwendig sei, um europäische Produktionskapazitäten zu stärken und nicht auf asiatische Lieferketten angewiesen zu sein.

Langfristiger Ausblick

Wird Social Leasing klug umgesetzt, könnte es weit mehr bewirken als nur neue Fahrzeuge auf die Straßen zu bringen. Denn nach Ablauf der Leasingverträge würden die Fahrzeuge in den Gebrauchtwagenmarkt gelangen – ein Segment, das derzeit noch stark von Verbrennern dominiert wird. So könnte auch in der breiten Bevölkerung ein Umstieg auf die E-Mobilität stattfinden, ohne dass Neuwagenpreise eine Barriere darstellen.

Ein Social-Leasing-Modell wäre zudem ein wichtiges Signal an all jene, die sich bislang von der Verkehrswende ausgeschlossen fühlen. Es zeigt: Klimaschutz muss nicht elitär sein, sondern kann sozial gerecht gestaltet werden.

Die französische Erfahrung zeigt, dass das Modell funktioniert – wenn es richtig aufgesetzt ist. Deutschland hat nun die Chance, von diesem Vorbild zu lernen und eigene Wege zu gehen. Die politische und gesellschaftliche Diskussion ist eröffnet. Jetzt braucht es mutige Entscheidungen.

Eine klimafreundlichere, sozial gerechtere Mobilität der Zukunft

Social Leasing könnte ein zentraler Baustein für eine klimafreundlichere, sozial gerechtere Mobilität der Zukunft sein. Das Modell verbindet ökologische Verantwortung mit sozialem Ausgleich und demokratisiert den Zugang zur E-Mobilität. Doch damit aus einer guten Idee ein Erfolgsmodell wird, braucht es mehr als wohlklingende Ankündigungen: politische Entschlossenheit, ein solides Finanzierungskonzept und vor allem den Willen, die Verkehrswende wirklich für alle zugänglich zu machen.

 

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